1835 bis 1845
Vermutlich wurde in Klein-Machnow unter der Herrschaft derer von Hake um die Jahre 1835 – 1845 ein so genanntes Spritzenhaus als Schuppen errichtet, das zur Unterstellung einer Feuerspritze diente. Es hatte einen ca. 10 m hohen Turm zum Trocknen der Schläuche.
1905 - Eigene Handdruckspritze
Das Gut schaffte sich ab 1905 eine eigene Handdruckspritze an, welche von Pferden gezogen und im Spritzenhaus stationiert wurde.
1932 - Die Gründung
Die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Kleinmachnow wurde am Freitag den 23. September 1932 im großen Saal des Gasthauses „Grothe“ beschlossen.
Erster Leiter der Wehr
Von den damals 3.000 Einwohnern Kleinmachnows meldeten sich 28 Bürger für eine Freiwillige Feuerwehr. Als erster Leiter der Wehr wurde der Baumeister (Ingenieur) Gerhard Martens mit dem Dienstgrad eines Oberbrandmeisters eingesetzt. Es waren in erster Linie Arbeiter, Handwerker und Gewerbetreibende, die sich damals sofort freiwillig und ehrenamtlich für die Wehr zur Verfügung stellten.
Der Standort
Nach der Gründung der FF Kleinmachnow im September 1932, in den letzten Jahren der Weimarer Republik, existierte zunächst kein fester Standort. In der Nähe des Guts entwickelte sich die „Weinberg-Siedlung“ als neues Wohngebiet. Da Kleinmachnow schon zum damaligen Zeitpunkt durch den Teltowkanal zweigeteilt war, wurde die damals vorhandene Handdruckspritze auf dem südlich gelegenen Gelände um das Gut der von Hakes
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untergebracht, da dort auch die Bestallung der Pferde vorhanden war. Parallel wurde durch die Gemeindevertretung eine von Hand zu ziehende „Löschkarre“ (ein Handwagen) angeschafft, welche mit Schläuchen und Geräten auf der nördlichen Gemeindeseite des Teltowkanals stationiert war. Die Kameraden unterstützten beim Herrichten des „Karrens“ und erbauten einen Holzschuppen im Jägerstieg neben dem schon bestehenden evangelischen Gemeindehaus, der als Unterstellraum für das Fahrzeug diente. Es bestand jedoch keine Möglichkeit, die nassen Schläuche zu trocknen.
Einsatzfähigkeit
Im November 1932 war die neu gebildete Feuerwehr einsatzfähig.
Bei Ausbruch eines Brandes musste die Feuerwehr so schnell wie möglich alarmiert und die Bevölkerung vor der Gefahr gewarnt werden.
Bevor der technische Fortschritt Einzug hielt, erfolgte bis 1936 die Alarmierung mittels Signalhörnern (Schalmaie) durch die Frauen der Feuerwehrmänner im Schneeballsystem. An den betreffenden Häusern hingen Schilder „Feuermeldestelle“. Festnetztelefone waren zu dieser Zeit eine Seltenheit unter den Einwohnern.
1933 - Pflichtfeuerwehr
Die Freiwillige Feuerwehr, welche als „eingetragener Verein“ organisiert war, wurde 1933 durch die Nationalsozialisten aufgelöst. Sie richteten stattdessen eine Pflichtfeuerwehr ein, in der jeder männliche Einwohner der Gemeinde Dienst leisten musste.
Die Technik
Die Gemeinde stellte 1933 einen LKW („Packard“) zur Verfügung, welcher durch die Kameraden zu einem Löschfahrzeug (LF) umgebaut wurde.
Zur Unterbringung der Technik wurde im Jägerstieg der Schuppen genutzt.
Im Jahr 1935 erfolgte ein erneuter Umbau des Packards, indem der Innenaufbau und die Außensitzreihen entfernt und die Sitzbänke als Kästen mit Klappsitzen nach innen verlegt wurden. Dies führte zu mehr Sicherheit für die Feuerwehrleute. Zusätzlich wurde eine Anhängerkupplung angebaut.
1934 - Beantragung einer Feuerwache
Die immer weitere Vergrößerung des Ortes sowie die fortschreitende Aufrüstung der nationalsozialistischen Wehrmacht brachte auch eine Reorganisation des Feuerlöschwesens – besonders auch mit dem Aufbau des Luftschutzes – mit sich. Unter diesem Gesichtspunkt stellte die Gemeinde am 30. Januar 1934 einen Antrag auf Errichtung einer Feuerwache in der Eigenherd- Siedlung.
1934/1935 - Horch 8 Limousine
Die Gemeinde schaffte 1934/35 eine „Horch 8 Limousine“ (der Markenname des 1904 im westsächsischen Zwickau gegründeten Luxusautomobilherstellers, Baujahr 1932) an, welche die Feuerwehrmänner umbauten.
1935 - Bau Feuerwache
Die Gemeinde ließ nach der Genehmigung im Februar 1935 mit dem Bau einer Feuerwache auf dem Gelände Uhlenhorst/Ecke Bannwald Nr. 1 beginnen. Das Gebäude beinhaltete zwei Fahrzeughallen, einen Mannschaftsraum (10,72 qm) mit einer kleinen Kochnische, einen Schlauchtrockenturm (10,50 m) sowie eine Wohnung im Unter- und Obergeschoss neben dem Schlauchturm. Die bebaute Fläche betrug zu diesem Zeitpunkt 226,59 qm.
1937 - Erweiterung der Feuerwache
Zu dieser Zeit waren die Feuerwehren (gesetzlich „Feuerlöschpolizei“) nach Gerätenormen ausgerüstet und dem Innenministerium unterstellt. Dadurch wiesen Uniformen und Fahrzeuge das Polizei-Emblem auf. Die weiteren Kriegsvorbereitungen sowie der Kriegsausbruch stellten höchste Anforderungen an die Kameraden. Dabei wurden zahlreiche Einwohner zur Verstärkung der Wehr mit herangezogen. Dieser Umstand führte ab dem 6. August 1937 zu einer Erweiterung der Feuerwache auf vier Garagentore. Der Anbau wurde 1938 fertig gestellt.
1938 - Beschaffung eines LF8
1938 erfolgte die Beschaffung eines LF 8 der Firma Magirus Deutz. Das Fahrzeug über eine eingeschobene Tragkraftspritze (TS) im Heck.
1943 - Frauen in der Wehr
Viele Kameraden wurden zur Wehrmacht eingezogen und ließen ihr Leben auf dem Schlachtfeld. Um dennoch den Brandschutz im Ort zu sichern, wurden junge Mädchen und Frauen ab Herbst 1943 zum Dienst verpflichtet.
1943 - Zustimmung Erweiterungsbau
Im Juli 1942 erfolgte eine Anfrage an die Gemeinde für einen erneuten Erweiterungsbau der Feuerwache. Ausrüstungsgegenstände wie Handwerkzeug, Fahrzeuge und Bekleidung für die technische Nothilfe mussten schließlich untergebracht werden. Die Zustimmung erfolgte im Mai 1943.
1943 bis 1945
Von Januar 1943 bis März 1945 wurde Kleinmachnow immer wieder durch die Luftangriffe der Alliierten auf Berlin in Mitleidenschaft gezogen. Durch die unmittelbare Nähe zur Reichshauptstadt forderten die Angriffe auch von der Kleinmachnower Wehr ihren Tribut. Nördlich der Stammbahn, Benschallee/Ecke Potsdamer Chaussee, errichtete die Wehrmacht eine Außenstelle des Oberkommandos.
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Eine Vielzahl zweistöckiger Gebäude sowie ein Heizhaus wurden errichtet. Dazu die Bahnstrecke durch Zehlendorf-Wannsee und die Stammbahn. Auf dem Ackerland nördlich Wolfswerder etablierte sich unmittelbar an der Bahnstrecke eine schwere Flakbatterie. Im Kriegsverlauf noch eine zweite nördlich der Bahnstrecke. Die anfliegenden alliierten Verbände gerieten häufig in heftiges Flakfeuer dieser Batterien und manche Flugzeuge klinkten Spreng- und Brandbomben aus. Häuser in der Sommerfeldsiedlung und in dem Gebiet östlich der heutigen Karl-Marx-Straße wurden getroffen. Es gab Tote und Verletzte. Auch kam es vor, dass Flugzeuge, durch Flakgranaten getroffen, im Ortsgebiet abstürzten. Spektakulär verlief ein Absturz zwischen Uhlenhorst und Jägerstieg, welcher erhebliche Schäden verursachte.
15 Mal ließen die Bomber der britischen Luftwaffe ihre todbringende Last über Kleinmachnow fallen. Dabei blieben die Schleuse und die Neue Hakeburg verschont. Die Alte Hakeburg und der größte Teil des alten Dorfkerns wurden jedoch zerstört. Das Herrenhaus der Hakes brannte nieder, da das Feuer zu spät entdeckt wurde. Während dieser Zeit kam es zu unzähligen Einsätzen der örtlichen Feuerwehr. Oftmals hasteten die Kameraden von einem Einsatz zum anderen, ohne dass größere Ruhepausen möglich waren. Menschen mussten aus den zerstörten Häusern gerettet, Brände gelöscht und Trümmer beseitigt werden.
Das Gründungshaus der Freiwilligen Feuerwehr Kleinmachnow, das Gasthaus „Grothe“, wurde am 27. März 1943 durch Bomben zerstört.
1944 Koordinierung der Einsätze
Für den seit Mai 1944 fungierenden Wehrleiter Max Guschigk, seit 1939 in der Wehr als Mitglied, wurde es immer problematischer, die Einsätze zu koordinieren. Nach und nach verlor die Feuerwehr ihre Einsatzfahrzeuge sowie einen Teil der Löschtechnik.
In den letzten Kriegsmonaten waren schließlich keine funktionierenden Geräte mehr vorhanden.
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Die 47 Mitglieder der Feuerwehr, darunter 16 Frauen, liefen nun zu Fuß mit der Handdruckspritze oder mit dem Fahrrad zu den Einsätzen. Die Brände wurden mit Schaufeln und Hacken sowie Wassereimern bekämpft. Das Gebäude blieb während des Zweiten Weltkrieges unversehrt, aber mit dem Einmarsch der Verbände der Roten Armee im April 1945 kam auch das Ende der Freiwilligen Feuerwehr. Alles, was an Technik für die Absetzbewegung der Wehrmacht nutzte, wurde beschlagnahmt oder entwendet. Den brauchbaren Rest nahm die Rote Armee Anfang Mai 1945 mit.
In den ersten Wochen des Friedens war Kleinmachnow ohne Feuerwehr. Als sich langsam Ruhe einstellte, die letzten Schüsse verklungen waren und die Menschen wieder Mut zum Neuanfang bekamen, erklärte sich Max Guschigk bereit, eine neue örtliche Feuerwehr aufzubauen.
Die Kriegsauswirkungen
Die Kriegsauswirkungen hatten für die FF Kleinmachnow zur Folge, dass der größte Teil der Technik und der Geräte verstreut oder verschollen war.
Einige Schläuche, Stand- und Strahlrohre fanden sich im Depot und im Kleinmachnower Gelände wieder. Darüber hinaus wurde in den örtlichen Betrieben weiteres Löschmaterial entdeckt. Zunächst beteiligten sich die Feuerwehrleute in zahllosen Stunden ihrer Freizeit an Aufräumarbeiten in Kleinmachnow.
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Ohne zu fragen, wer ihnen die persönliche Freizeit bezahlt, bauten die Kameraden aus Trümmerbeständen eine neue Freiwillige Feuerwehr auf. Im Feuerwehrdepot trug man dabei zahlreiche Teile von defekten Kraftfahrzeugen zusammen, für die es keine Besitzer mehr gab. Von der Schraube, über Lichtmaschinen, Autositze, Bereifung bis hin zu kompletten Motoren wurde alles eingesammelt. Um die Einsatzbereitschaft der Wehr wieder herzustellen, gaben viele Bürger aus ihren privaten Beständen Gegenstände an die Feuerwehr ab. Als Uniformen wurden eingefärbte, ehemalige Wehrmachtsuniformen verwendet.
Eines der Löschfahrzeuge, ein alter amerikanischer „Paerd – Packard“, wurde im Straßengraben ohne Räder entdeckt. Ein weiteres Fahrzeug, ein „Phänomen – Granit“ der Post, wurde hergerichtet und mit den damaligen primitiven Mitteln zu einem Löschfahrzeug (LF 8) umgebaut. Um die Einsatzfähigkeit der neu entstandenen Wehr zu verbessern, wurde einem Kameraden die Genehmigung erteilt, auf dem Depot gleichzeitig ein Krankentransportfahrzeug zu stationieren.
Dadurch wurde die Einsatz- und Alarmierungsfähigkeit der Wehr entscheidend verbessert.
1945 Neue Fahrzeuge
Im September 1945 hatte die Feuerwehr wieder drei Kraftfahrzeuge – einen Lkw als Mannschafts- und Gerätewagen, einen Lkw als kombinierter Mannschafts- und Gerätewagen und einen Krankentransportwagen. Ferner verfügte sie über einen zweirädrigen Karren, welcher früher als Luftschutzkarren diente. Alle Fahrzeuge waren voll funktionstüchtig, es fehlte lediglich der Treibstoff. Aber auch neue Löschgeräte baute Max Guschigk mit seinem Trupp. Letztendlich verfügte die Kleinmachnower Feuerwehr im September 1945 über mehr Technik als nötig war.
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Im Vordergrund der Wehr stand in erster Linie die Hilfeleistung für die Bevölkerung. Die Wehr unterstützte die Bürger bei der Beseitigung von Kriegsschäden und half beim Aufbau der Produktionsstätten mit. Max Guschigk schlug der Gemeindeverwaltung von Kleinmachnow vor, die überzählige Technik zum Tausch gegen Lebensmittel zu nutzen. Die Gemeinde Kleinmachnow, in der 1945 keine größeren Landwirtschaftsbetriebe existierten, konnte sich nicht selbst versorgen. Man war auf die Hilfe der umliegenden Ortschaften angewiesen. Der Vorschlag des Wehrleiters fand daher die Zustimmung der Verwaltung. Im September 1945 organisierte Max Guschigk das erste „Geschäft“. Der Ortschaft Kerzendorf bei Ludwigsfelde wurde eine Motorspritze angeboten. Als Gegenleistung erhielten die Kleinmachnower 31 Zentner Kartoffeln und 3 Zentner Möhren. Mit feuerwehreigenem Lkw wurden die wertvollen Lebensmittel abgeholt. Auch danach konnten noch einige andere derartige „Geschäfte“ abgewickelt werden. Doch auch die eigentlichen Aufgaben mussten die Kleinmachnower Feuerwehrleute nach Ende des Krieges erfüllen.
Flüchtlinge aus den Ostgebieten und aus dem ausgebombten Berlin vergrößerten die Einwohnerzahl auf 16.000 Menschen.
Die ersten Jahre nach 1945 fuhr die Kleinmachnower Wehr viele Einsätze. Die noch vorhandenen und beschädigten Wohnhäuser waren völlig überbelegt und oft nur notdürftig instandgesetzt worden. Die Einwohner nutzten alle denkbaren Möglichkeiten zum Kochen und Heizen. Holz und Dachpappe waren die wichtigsten Baumaterialien in der Nachkriegszeit. Brände waren somit vorprogrammiert. Hinzu kamen noch die berüchtigten gusseisernen Kanonenöfen, welche bis zum Glühen angeheizt wurden. Viele Geräte, die zum Kochen und Heizen genutzt wurden, waren notdürftig zusammengeflickt, technisch überholt bzw. defekt. Die Einhaltung von Sicherheitsbestimmungen konnte kaum beachtet werden, da andere Mittel nicht zur Verfügung standen. Durch fahrlässigen Umgang mit Heiz- bzw. Kochgeräten sowie offenem Feuer kam es oft zu Bränden, so dass die Feuerwehrleute alle Hände voll zu tun hatten.
Auch zum Polizeidienst zog man die Angehörigen der Kleinmachnower Feuerwehr heran. Streifendienst wurde in den Nachtstunden geleistet. Dazu durften die Feuerwehrleute sogar ihre alten Uniformen tragen, jedoch ohne Rang- und Ehrenzeichen.
Es war nicht leicht, neue Kameraden zu gewinnen, die mit leerem Magen bereit waren, ihre Gesundheit, vielleicht sogar ihr Leben, für den Schutz der Bürger einzusetzen.
Insgesamt hatte es die Gemeinde Kleinmachnow dem vorausschauenden und umsichtigen Handeln von Max Guschigk zu verdanken, dass schon unmittelbar nach Kriegsende eine gut organisierte Feuerwehr bereitstand, die man nicht nur zur Brandbekämpfung einsetzen konnte.
Die vollständige Chronik befindet sich auf dem Feuerwehrdepot der Freiwilligen Feuerwehr Kleinmachnow und kann dort gerne nach Rücksprache eingesehen werden.