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Feuerwehrleute arbeiten oft unter extremen Bedingungen und Zeitdruck. Sie können auch nicht beeinflussen, welcher Einsatz sie als Nächstes erwartet und welche Eindrücke dieser bringt.

Bei der Ausübung ihres Auftrags tragen sie oft große Verantwortung für Menschen in Not und müssen dabei gelegentlich auch mit unfassbaren, schrecklichen, grausamen und damit endlos „nachhängenden“ Ereignissen umgehen können. Dabei werden sie dann auch mal Zeugen menschlicher Tragödien, die sie eben nicht verhindern können.

In diesen Stresssituationen geht die Psyche in eine Schutzreaktion über.

Diese Situationen gehen nicht an jedem spurlos vorbei oder erscheinen manchmal nach außen hin kaum beeinträchtigend, sind aber für den Betroffenen jedoch auf Grund seiner individuellen Vorgeschichte, seiner persönlichen Einstellung, bestimmter nachhängender Erlebnisse dennoch von hohem Belastungsgrad. In manchen Fällen bleiben die Einsatzkräfte nach der Beendigung ihres Auftrags hilflos zurück. Die psychischen Folgen können verheerend sein.

Kritische Lebensereignisse, schwierige Situationen und scheinbar unlösbare Probleme können Betroffene dann völlig aus der Bahn werfen, wenn quälende Bilder nicht mehr aus dem Kopf verschwinden oder negative Gedanken und Gefühle den Feuerwehrdienst oder sogar das Privatleben überschatten.

Es kann zu einem psychischen Trauma kommen, welches durch eine Situation (z.B. schwerer Verkehrsunfall, Suizid, Brandopfer, schwerverletzte oder sterbende Kinder oder lang andauernde schwierige Einsätze) ausgelöst wird. Entscheidend ist dabei, dass ein Ereignis vom Betroffenen als überwältigend empfunden wird und sie sich weder körperlich noch psychisch diesem entziehen können.

Oft treten erst nach einem erlebten Einsatz sogenannte akute Belastungsreaktionen auf. Sie sind eine ganz normale Reaktion mit einem manchmal kurzen zeitlichen Verlauf gekennzeichnet, welche noch nicht krankhaft, sondern eher eine natürliche Reaktion auf außergewöhnliche Situationen ist. Sie tritt in der ersten Ruhephase oder im ersten Nachtschlaf auf und verschwindet nach einigen Wochen wieder vollständig, oder eben nicht.

Die Folgen können sein:

  • Sich aufzwingende Wiedererinnerungen (z.B. Bilder, Gerüche oder andere Sinneseindrücke gehen nicht mehr aus dem Kopf)
  • Schlafstörungen (Einschlaf-, Durchschlafstörungen, Alpträume)
  • Verändertes Essverhalten (Heißhunger, Appetitlosigkeit, Übelkeit)
  • Verhaltensänderungen (Konzentrationsstörungen, Gereiztheit, Aggressivität, Schreckreaktionen)
  • Reizvermeidung bezogen auf das Ereignis (Gedanken, Gefühle, Gespräche, Orte, die an das Ereignis erinnern könnten, werden vermieden)

Klingen die Symptome nach ungefähr vier Wochen nicht ab oder treten sie erst später ein, dann kann sich daraus eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) entwickeln.

Die PTBS ist die zwanghafte und permanente Erinnerung an das traumatische Erlebnis. Dieses zwingt sich den Betroffenen wieder und wieder auf und es ist nicht steuer- oder verdrängbar. Der Betroffene erlebt das Ereignis immer und immer wieder (Nachhallerinnerungen oder Flashbacks), träumt davon und fürchtet sich vor allem, was die Erinnerung wach halten könnte (Fotos, Bücher, Gespräche). Diese daraus resultierende Schlaflosigkeit sowie die Schreckhaftigkeit werden von den Betroffenen dabei als besonders quälend empfunden. Zunehmende Depressionen (z.B. emotionale Stumpfheit oder Gleichgültigkeit gegenüber anderen Menschen, Teilnahmslosigkeit, akute Ausbrüche von Angst) sind nicht selten.

Diese Erkrankung kann jede Einsatzkraft treffen, die einem außergewöhnlichen Erlebnis ausgesetzt war.

Daher ist es von großer Bedeutung nach schwierigen Situation bzw. belastenden Einsätzen eine Stressverarbeitung anzubieten, welches im Land Brandenburg u.a. durch die „Psychosoziale Notfallversorgung für Einsatzkräfte“ (PSNV) erfolgen kann. Um die Auswirkungen einer PTBS zu lindern, ist es wichtig, dass sich die betroffene Person eingesteht, dass sie die Situation nicht mehr alleine verarbeiten kann.

Hier werden je nach Bedarf Einzel- und Gruppengespräche, strukturierte Einsatznachbesprechungen (3-7 Tage nach dem Ereignis), Kurzbesprechungen (kurzfristig nach dem Ereignis) und Weitervermittlungen zu fachspezifischen Therapiemaßnahmen angeboten.

Schwierige Einsätze lassen sich nicht verhindern, aber für belastende Situationen gibt es bestimmte Therapien (z.B. Psychotherapie), die auch stationär durchgeführt werden können, damit die betroffene Person wieder zurück ins normale Leben findet und ggf. auch wieder berufsfähig sein kann.

Posttraumatische Belastungsreaktionen (kurzfristige Reaktionen) oder gar posttraumatische Belastungsstörungen (längerfristige Folgen) sind häufig und scheinen zuzunehmen, auch wenn das in der Allgemeinheit kaum bekannt ist und damit nur selten als Grund akzeptiert wird. Und doch muss man langsam an die innerseelische Aufarbeitung denken.

Wer das nicht tut, dem drohen auf Dauer seelische, psychosoziale oder psychosomatische Langzeit-Störungen (psychosomatisch: körperliche Störungen ohne organische Grundlage, meist durch unverarbeitete seelische Probleme).

Der professionelle Umgang mit Belastungen und Stress in und nach Einsätzen gehört zu den wohl anspruchsvollsten Aufgaben einer Einsatzkraft.